Memmingen

Memmingen

Memmingen, unmittelbare Stadt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben, an der Ach, Knotenpunkt der bayrischen, bez. württembergischen Staatsbahnlinien Buchloe-Buxheim, Kempten-Ulm und Leutkirch-M., 610 m ü. M., hat 3 evang. Kirchen (darunter die gotische Martinskirche mit 67 in spätgotischem Stil ausgeführten Chorstühlen und die gleichfalls gotische Frauenkirche mit neuerdings wieder entdeckten sehenswerten Wandmalereien), eine kath. Kirche mit schönen Altargemälden, Synagoge, ein Rathaus im Renaissancestil aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., mehrere interessante Patrizierhäuser (darunter der Fuggerbau, in dem Wallenstein 1630 die Urkunde seiner Absetzung erhielt, und der Hermannsbau), mehrere altertümliche Stadttore, ein Denkmal des hier gebornen Chronisten Burkhard Zingg, ein Kriegerdenkmal für 1870/71 und (1905) 11,618 Einw., darunter (1900) 4267 Katholiken und 194 Juden. Die Industrie erstreckt sich auf mechanische Flachsspinnerei und Leinweberei, Fabrikation von Jacquarddecken, Zeug und Tuch, Bindfaden, Knochenmehl, Feuerlöschmaschinen, landwirtschaftlichen Maschinen und Maschinen für Seilereibetrieb, Seife und Leder, auf Eisen- und Glockengießerei und Brükkenbau. Der Handel, unterstützt durch ein Bezirksgremium, eine Reichsbanknebenstelle und eine Agentur der Bayrischen Notenbank, ist besonders ansehnlich in Hopfen, Getreide, Käse, Wolle, Leder und Vieh.

Wappen von Memmingen.
Wappen von Memmingen.

M. ist Sitz eines Bezirksamts, eines Landgerichts, eines Hauptzollamts und hat ein Progymnasium, Realschule, Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Theater, Stadtbibliothek, Museum und ein für die Stadtgeschichte wichtiges Archiv. Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die 11 Amtsgerichte zu Babenhausen, Buchloe, Günzburg, Illertissen, Krumbach, M., Mindelheim, Neuulm, Ottobeuren, Türkheim und Weißenhorn. In der Nähe das Dorf Buxheim mit Schloß des Grafen von Waldbott-Bassenheim und ehemaligem Kartäuserkloster und das Bergschloß Eisenburg mit großartiger Fernsicht auf die Alpen. – M., zuerst 1010 erwähnt, gehörte den Welfen, seit 1191 den Hohenstaufen, kam nach deren Aussterben an das Reich und wurde unter Adolf, der ihm 1296 die Rechte von Ulm erteilte, Reichsstadt; das zugehörige Gebiet betrug später 110 qkm (2 QM.). 1331 schloß sich M. dem Schwäbischen Städtebund an. In Gemeinschaft mit Straßburg, Konstanz und Lindau übergab die Stadt 1530 zu Augsburg die Confessio tetrapolitana, trat später zum Schmalkaldischen Bund über, unterwarf sich aber 1546 dem Kaiser und nahm 1548 das Augsburger Interim an. Im Dreißigjährigen Krieg war M. 1631 abwechselnd im Besitz der Kaiserlichen und Schweden, wurde von letztern 1647 den Bayern übergeben, die es 1648 wieder räumten, und war 1702–04 von Bayern und Franzosen gemeinschaftlich besetzt. Am 9. und 10. Mai 1800 erfochten hier die Franzosen unter Moreau einen Sieg über die Österreicher unter Kray. 1802 kam die Stadt an Bayern. Vgl. Kaner, Memminger Chronik (1805); Rohling, Die Reichsstadt M. in der Zeit der evangelischen Volksbewegung (Münch. 1864); Dobel, M. im Reformationszeitalter (Augsb. 1877 bis 1878, 5 Tle.); Clauß, Memminger Chronik, 1826–1892 (Memming. 1894).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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